WALDMEISTER

Mit der Arbeit Waldmeister versucht Wiete Sommer ein Chemnitz sichtbar zu machen, das oft übersehen wird – ein Chemnitz, das sich neu erfindet: aus dem, was war, mit dem, was ist. Textilmaschinen und Kraftfahrzeuge gehören zur DNA dieser Stadt. Was ist geblieben? Und was entsteht daraus?

Eine Spurensuche führt zum STFI, wo an Materialien der Zukunft geforscht wird, und ins Esche-Lab, das industrielle Geschichte lebendig hält. Auch Ina Götz von UNDOYARN wird besucht – sie trennt alte Wollpullover auf und führt das Garn in einen neuen Kreislauf. Solche Orte, Menschen und Ideen werden als neue Kapitel verstanden – als Nachfahren der ehemaligen Industrie und als leiser, aber beständiger Puls der Stadt.

Auch Mythen finden in der Arbeit ihren Platz – etwa die Sage vom schwarzen Pudel mit den roten Augen, der tief unter Chemnitz, Erze bewacht haben soll und Goethe zu Mephistopheles inspirierte. Diese Geschichten leben weiter: als Teil einer Vorstellung von Chemnitz als Stadt voller Tiefe, Magie und verborgener Schätze.

Im Zentrum der Arbeit steht zudem der Waldmeister – eine zarte, heimische Pflanze, die für Gemeinschaft, Geselligkeit und Kreislauf steht. Der Waldmeister wird zum Sinnbild dessen, was entstehen kann, wenn Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Design aufeinandertreffen.

Die textile Triologie besteht aus geretteter Wolle, Lichtwellenleitern und Textilresten und wurde getuftet,kemafiliert, gestickt, genäht, gehäkelt gebunden und versäubert.

 
Wiete Sommer